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„Supply Chain Control Tower“ und neue regulatorische Anforderungen haben Synergiepotenziale


28.10.2024 | Artikel von Andreas Hartwig, Miebach

Supply Chains mit modernen ERP-, Transport- und Warehouse-Management-Systemen generieren kontinuierlich wertvolle Massendaten entlang der E2E-Lieferkette. Diese können und müssen genutzt werden, um zur Optimierung des operativen Betriebs (Transport & Lager bis Filialverfügbarkeit), zur Überwachung von Risiken und Problemen, zur Optimierung des Servicegrades und auch zum Umwelt-, Sozial- und Governance-Reporting beizutragen. Ein „Supply Chain Control Tower“ hat die „freiwillige“ Optimierung der E2E-Lieferkette zum Ziel, demgegenüber schreiben neue regulatorische Anforderungen eine systematische Nutzung bestimmter Daten vor. Hier besteht Synergiepotenzial, das genutzt werden sollte.

Control Tower zur Verbesserung der Performance

Ein Supply Chain Control Tower extrahiert Daten und stellt sie in gut nutzbarer Form für operative bzw. taktische Zwecke in einer Business-Intelligence-Umgebung zur Verfügung. Ziel ist es Auslastung, Kosten und Service kontinuierlich zu optimieren sowie Risiken und Probleme frühzeitig zu erkennen, um sie optimal zu managen. Echtzeit- und historische Daten werden in Dashboards mit Drill-Down-Möglichkeit (in Detailtiefe „hereinzoomen“) visuell aggregiert und stehen so den operativen bzw. taktischen Entscheidern zur kontinuierlichen Überwachung und Steuerung der Transport- und Lageraktivitäten zur Verfügung. Damit gelingen häufig signifikante Kostenverbesserungen, die Servicequalität steigt deutlich und durch die verbesserte Auslastung bzw. Glättung können Investitionen herausgezögert werden. Deshalb sind Control Tower für eine E2E-Sicht, aber auch für einzelne Standorte, mittlerweile ein wesentliches Werkzeug zur Verbesserung der Performance geworden und bieten daneben auch Echtzeit-Informationen zur Steuerung von Problemfällen und Ausnahmesituationen. Besonders vorteilhaft ist, dass Control Tower nur einen sehr begrenzten Aufwand zur Einführung benötigen und zügig umgesetzt sind.

Regulatorische Anforderungen

Viele Unternehmen sind absehbar aber auch verpflichtet, die neuen regulatorischen Anforderungen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und der CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) umzusetzen. Für die CSRD müssen ab 2025 Unternehmen, die zwei der drei Kriterien (>250 Mitarbeitende, >25 Mio. € Bilanzsumme, >50 Mio. € Umsatz) erfüllen, als Teil des Jahresabschlusses sowie im Lagebericht, ein detailliertes Reporting zur Umwelt-, Sozial- und Governance-Entwicklung mit konkreten, durch Wirtschaftsprüfer nachprüfbare, Kennzahlen erstellen. Die EU-Taxonomie gibt dabei einen standardisierten Rahmen für die Bewertung und Offenlegung der Umweltleistung von Unternehmen vor. Und die CSDDD erweitert („verschärft“) die in Deutschland bereits geltende Lieferkettenüberwachung hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien und betrifft schrittweise bis 2029 alle Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden und mehr als 450 Mio.€ Umsatz. Ziel der CSRD- und CSDDD-Umsetzung sind natürlich primär die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen, sie können aber auch beide dazu dienen, das eigene Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung optimal zu positionieren: „tue Gutes und rede darüber“.

Synergiepotenziale

Natürlich haben die regulatorischen Anforderungen und der Control-Tower-Ansatz durchaus eigenständige Ziele und Inhalte, aber auch größere Überschneidungsbereiche bei Inhalten und Datenquellen. Deshalb bietet sich nun die Chance, das sowieso Notwendige (Systeme zur Umsetzung der Regulatorik) mit dem Nützlichen (SC Control Tower) zu kombinieren.

 

Die gemeinsamen Hauptdatenquellen für beide Anforderungen sind die ERP-, Transport- und Warehouse-Management-Systeme sowie weitere angebundene Systeme wie Facility-Management und Systeme von Dritten. Die Extraktion dieser Daten in einen gemeinsamen „Data Lake“ können für beide Zwecke gemeinsam erfolgen. Ebenso bietet deren Streaming über Messaging-Systeme für Echtzeit-Sichten Synergiepotenziale und erleichtert gleichzeitig, eine Datenkonsistenz in den darauf aufbauenden Anwendungen zu erreichen. Die anschließende Transformation der Daten und deren Aufbereitung ist individuell für jeden Zweck zu gestalten, aber auch hier gibt es Synergien in der Nutzung der gleichen Software-Tools und -Infrastruktur, die eine kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung erleichtern.

 

Nicht in jedem Fall wird es das beste und schnellste Vorgehen sein, ein „CSRD-Projekt“ mit einem „Control-Tower-Projekt“ zu kombinieren. Aber eine kurze Prüfung hinsichtlich Synergien und „Zweitverwendungsmöglichkeiten“ der notwendigen Informationen macht viel Sinn, auch wenn jedes Thema für sich allein schon ein Erfolgsthema auf der Agenda aller Supply-Chain- und Logistik-Verantwortlichen ist.

Fazit

Control Tower für die E2E-Sicht und einzelne Standorte sind ein „Quick-Win“ im modernen Supply-Chain- und Logistik-Repertoire, die Kombination mit der Erfüllung regulatorischer Anwendungen macht ihren Einsatz noch attraktiver.

 

Stehen Sie vor einem Control-Tower-Projekt oder haben Sie Fragen oder Anmerkung zu diesem Thema? Zögern Sie nicht und sprechen Sie uns gerne an!

Autor

DEU Hartwig Andreas AM mit Krawatte Homepage

Deutschland


Andreas Hartwig

Direktor & Partner, Miebach und verantwortlich für den Bereich Handel


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